Stolpersteine für jüdische Polizisten
Gemeinsam haben die Polizei Hamburg und die Initiative Stolpersteine im Grindelviertel drei Gedenksteine verlegt.
Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden in Hamburg auch jüdische Polizeibeamte verdrängt, deportiert und ermordet. Drei Stolpersteine erinnern jetzt an dieses dunkle Kapitel Hamburger Polizeigeschichte. Im Beisein von Sandra Schlünzen, Leiterin des Polizeikommissariats 17, wurden an der Dillstraße 16 und 21 sowie an der Grindelallee 139 für drei NS-Opfer der Polizei Hamburg die bekannten messing-farbenen Stolpersteine verlegt. Die Initiative geht zurück auf den pensionierten Hamburger Kriminaldirektor Martin Bähr. Dieser hatte für die aktuelle Sonderausstellung im Polizeimuseum „Hamburgs jüdische Polizeibeamte – verfolgt, verdrängt, vergessen (1918 – 1952)“ die Schicksale von mehr als 45 jüdischen oder mit Jüdinnen verheiratete Polizisten recherchiert. „Der Polizei Hamburg und mir ist es wichtig, dass diese Männer und deren jüdische Frauen nicht länger vergessen sind. Jeder Stolperstein hält die Erinnerung an die Gräueltaten des Nationalsozialismus von 1933 – 1945 wach und mahnt uns, wachsam zu bleiben“, sagte Martin Bähr bei der Steinlegung.
Die Biografien hinter den Stolpersteinen
Herbert Cohen wurde am 05. August 1918 geboren. Er stammte aus einer jüdischen Familie. Nach dem Volksschulabschluss machte er eine Schlosserlehre in der Talmud-Tora-Schule. Am 09. November 1938 wurde er in der so genannten „Reichskristallnacht“ festgenommen und später im Konzentrationslager Sachsenhausen ermordet. Cohen wohnte zuletzt in der Dillstraße 21, wo jetzt sein Stolperstein verlegt wurde.
Carl Riemann wurde am 02. September 1893 geboren und war Polizeileutnant, bis er 1930 aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand ging. 1941 wurde er im Zuge der Euthanasie in der nationalsozialistischen Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein (Sachsen) ermordet. Seine Frau war Jüdin und überlebte die NS-Zeit. Riemann wohnte zuletzt in der Grindelallee 139, wo jetzt sein Stolperstein verlegt wurde.
Gertrud Weidner wurde am 28. Mai 1898 geboren. Sie stammte auch aus einer jüdischen Familie. Ihr Ehemann, Herbert Weidner, war als Hauptwachtmeister bei der Hamburger Polizei beschäftigt. Er wurde 1937 wegen seiner jüdischen Frau entlassen und starb ein Jahr später. Damit verlor Gertrud Weidner den Schutz der so genannten „privilegierten Mischehe“. Sie wurde 1942 nach Auschwitz deportiert und ermordet. Zuletzt hatte sie in der Dillstraße 16 im Hamburger Grindelviertel gelebt, wo jetzt ihr Stolperstein verlegt wurde. In Hamburg gibt es inzwischen 5000 Stolpersteine. Deren Namen, Adressen und Biografien werden von der Initiative „ Stolpersteine in Hamburg“ ( www.stolpersteine-hamburg.de ) gepflegt und sind über eine gleichnamige Smarphone-App recherchierbar.
Die Sonderausstellung über Hamburgs jüdische Polizeibeamte ist noch bis zum 2. Januar während der regulären Öffnungszeiten (di, mi, do + so jeweils 11-17 Uhr) im Polizeimuseum Hamburg, Carl-Cohn-Straße 39, zu sehen. Der Eintritt ins Polizeimuseum kostet 8 Euro, ermäßigt 6 Euro. Kinder und Jugendliche haben freien Eintritt.
Polizeimuseum Hamburg | Carl-Cohn-Straße 39 | 22297 Hamburg
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